20 Jahre Spendenparlament Lippe mit Vortrag von Mirjam Stierle zu „Kinderarmut heute“
Kreis Lippe/Detmold. Vor 20 Jahren haben engagierte Lipper das Spendenparlament Lippe gegründet, um Projekte zu unterstützen, die gegen Armut, Langzeitarbeitslosigkeit, private Überschuldung und Obdachlosigkeit gerichtet sind und sich für die soziale Integration von Benachteiligten einsetzen. Seitdem sind mit rund 200.000 Euro Anträge gefördert worden, berichtete als Initiator der ehemalige Landesdiakoniepfarrer und heutige Vorstandssprecher der Stiftung Volmarstein, Pfarrer Jürgen Dittrich, auf der Jubiläumsveranstaltung in der Alten Schule am Wall vor rund 60 Gästen.
Nach dem Vorbild des ersten Spendenparlaments in Hamburg gegründet, „dürfte es als Spendenparlament nicht einer Stadt, sondern eines Kreises, einmalig sein.“
Interessierte können gegen eine Jahresspende von 62 Euro Mitglied werden und an den zwei Parlamentssitzungen pro Jahr unter dem Motto „Mitgestalten – Mitentscheiden – Mitglied werden“ über Förderanträge mitentscheiden: von Projekten der Flüchtlingshilfe bis hin zu Mittagessen für Kinder in der OGS. Dies wurde auf dem von Präsidiumsmitglied Ina Meise-Laukamp moderierten Abend von allen Rednern gewürdigt. Detmolds Bürgermeister Rainer Heller hob den demokratischen Diskurs und das „praktische Wirken“ für Projekte, die direkt vor Ort helfen, hervor. Kleine Initiativen würden gefördert und der Mensch stehe im Vordergrund, betonte Kurt Kalkreuter, stellvertretender Landrat und selbst Mitglied im Spendenparlament. Kirchenrat Tobias Treseler überbrachte die Grüße der Lippischen Landeskirche: „Wir brauchen in Zukunft mehr zivilgesellschaftliches Engagement. Darum sind solche Vorbilder wie das Spendenparlament ganz wichtig.“
Mirjam Stierle (Bertelsmann Stiftung, Gütersloh) sprach über „Kinderarmut heute“, ein Thema, das auch das Spendenparlament beschäftigt. Sie präsentierte Zahlen aus Studien der Stiftung. Ein Viertel der Kinder in Deutschland seien armutsgefährdet und/oder lebten von SGB-II-Leistungen. Alleinerziehende hätten mit rund 42 Prozent das höchste Armutsrisiko, besonders betroffen seien alleinerziehende Frauen. Eindrücklich schilderte Stierle das Leben von Familien, die ihren Alltag mit wenig Geld meistern müssten. Teilhabe sei für Familien im SGB-II-Bezug nicht möglich. Es gebe keine Reisen, kein Kino, keine Restaurantbesuche. „Ihr Leben ist im Hier und Jetzt, aber auch in der Zukunft benachteiligt.“ Armut sei ein großes Risiko für Bildungsarmut, Kinder- und Familienarmut zu bekämpfen, eine komplexe und gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Unter anderem müsse es eine Existenzsicherung geben, die eine „echte“ Teilhabe gewährleiste.
Mit dem Spendenparlament sind viele Menschen verbunden, genannt wurden unter anderem Namen wie Karl-Friedrich Klöpping, Udo Zippel, Elisabeth Montag, Henner Krause, Günter Mieth und Ruth Gantschow.
Musikalisch begleitet wurde der Abend in besonderer Weise von der 20-jährigen Michelle, die mit Sozialpädagoge Tino Duddeck Gitarre spielte und sang. In der Villa am Hügel (Kinder- und Jugendhaus des Kinderschutzbundes Detmold) probt sie im Musikraum. Ein Projekt, mitfinanziert vom Spendenparlament Lippe.